Im Jahr 2022 sind die Voraussetzungen für ein Metaversum als digitaler sozialer Raum gegeben, der sich nicht auf einen eng gefassten Bereich physikalischer Möglichkeiten beschränkt, sondern in der Lage ist, digital simulierte Welten zu erschaffen, die unser Lebensumfeld nachbilden. Dies klingt für manchen vielleicht wie Science-Fiction, aber derzeit unternehmen einflussreiche Firmen bereits erste Anstrengungen, um den Weg für die Zukunft des Metaversums zu ebnen.
Das Metaversum als Konzept hat zwar zunächst etwas Befremdliches, birgt aber Potenzial für viele Geschäftschancen. Wir haben bereits mehrere Produktplatzierungen und Werbung für In-Game-Käufe und Skins sowie hochwertiges Sponsoring für In-Game-Events und -Konzerte gesehen. Die Einführung von NFTs hat zu einer Nachfrage nach rein digitalen Produkten geführt, während Facebook mit der Aussicht auf eine remote Arbeitsumgebung wirbt, in der Co-Working-Spaces, Besprechungsräume und Schulungen im Metaversum die Kluft zwischen Remote-Mitarbeitern auf der ganzen Welt überbrücken.
Big Player wie Meta (ehemals Facebook) und Microsoft haben ihre Pläne für die Zukunft des Metaversums detailliert dargelegt. Obwohl ihre Pläne noch in den Kinderschuhen stecken, sollten wir uns der wichtigen Akteure bewusst sein, die bereits am Metaversum mitwirken. Vier, auf der Blockchain basierende virtuelle Welten führen das Rennen ins Metaversum an:
The Sandbox
Axie Infinity
Decentraland
MyNeighborAlice
Im Handel mit Kryptowährungen können Nutzer auf diesen Plattformen exklusive NFTs und auch digitalen Grundbesitz innerhalb des Metaversums erwerben, auf dem Schaffende bauen können. Da das Land im Metaversum begrenzt ist, wird der Wert dieser Grundstücke mit der Nachfrage steigen.
Nach Angaben des führenden Digital Asset Managers Greyscale wird der weltweite Umsatz mit dem Metaversum bis zum Jahr 2025 voraussichtlich 400 Milliarden US-Dollar erreichen. Angetrieben von Millionen von Besuchern machen einige Marken bereits Fortschritte im Metaversum und demonstrieren so die Möglichkeiten für eine zukünftige Vermarktung:
Samsung: Der Technikriese hat erst vor kurzem eine virtuelle Ausgabe seines New Yorker Flagship-Stores in Decentraland eröffnet, um dort neue Ankündigungen und Produkteinführungen zu präsentieren und wirbt mit der Gelegenheit, exklusive digitale Kleidungsstücke (Wearables) zu gewinnen. Dies ist bislang eine der größten Markenübernahmen, und sie ist nur für eine begrenzte Zeit zugänglich. Samsung plant die Eröffnung weiterer Versionen des Stores auf mehreren Plattformen.
Coca-Cola: Am Internationalen Tag der Freundschaft im Juli 2021 brachte die Marke ihre erste NFT-Kollektion heraus: Ein individuelles Wearable, einen Sound-Visualizer mit Audioclips und ein umgestaltetes Kunstwerk aus den 1940er Jahren. Parallel dazu fand in Decentraland auf dem Coca-Cola Dosengebäude ein virtuelles Event statt, wo man Wearables und NFTs gewinnen konnte.
Nike: Im Dezember 2021 erwarb Nike eine der derzeit stärksten NFT-Modemarken im Metaversum. Der Hersteller von Sportartikeln erwarb RTFKT Studios, eine digitale Modemarke mit einer bedeutenden Präsenz innerhalb der NFT-Community. Dies ermöglichte es Nike, eine exklusive digitale Version seiner Produkte zu generieren und NFTs zu kreieren, die gegen physische Gegenstände eingetauscht werden können.
Adidas: Bisher hat Adidas eine NFT-Kollektion in Zusammenarbeit mit Punks Comics, Gmoney und Bored Ape Yacht Club auf den Markt gebracht. Darüber hinaus hat das Unternehmen auch Land in der virtuellen Welt von The Sandbox erworben.
Burberry: Im Jahr 2021 ging das britische Modehaus Burberry eine Partnerschaft mit Mythical Games ein, um das Spiel Blankos Block Party mit gebrandeten NFTs auszustatten. Die Produktpalette reichte von Burberry-Armbändern für 25 US-Dollar bis hin zur Burberry-Spielfigur Sharky B. für einen Preis von 300 US-Dollar.
In den zahlreichen, neu entstandenen Welten sind die Avatare ein zentraler Bestandteil der Erfahrung. Die Nutzer können zwischen den Welten wechseln und ihre Avatare mit NFTs, Wearables mit beschränkter Auflage und Gegenständen ausrüsten. Durch diese Reisefreiheit ist der Nutzer jedoch neuen Risiken durch Hacks und Exploits ausgesetzt, die von der Welt, in die er reist, ausgehen. Wenn, im hypothetischen Fall, ein Nutzer die „blaue Pille“ schluckt und sich damit dauerhaft ins Metaversum versetzt, anstatt die „rote Pille“ zu nehmen, um sich der Realität zu stellen, kann dies katastrophale Folgen in der realen Welt nach sich ziehen. Der rechtliche und ethische Schutz unserer physischen Identitäten ist in der digitalen Welt nicht so weit entwickelt. Die digitalen und physischen Erfahrungen verschmelzen zum „Phygitalen“. Das ist zwar eine faszinierende Vorstellung, macht uns aber auch verwundbar.
Wie immer bei neuen Dingen, besteht auch bei dieser neuen Technologie Sorge hinsichtlich der Gefahren, denen die Nutzer ausgesetzt werden. Der Betrug im Zahlungsverkehr wird bis 2027 auf einen Wert von voraussichtlich 40,6 Milliarden Dollar geschätzt. Das sind 5,68 Dollar pro 100 Dollar. Bei einem prognostizierten weltweiten Metaversum-Umsatz von 400 Milliarden Dollar bis 2025 dürfen wir von einem Verlust von mehr als 22 Milliarden Dollar durch betrügerischen Zahlungsverkehr ausgehen. Ping Identity hat fünf der potenziellen zentralen Risiken des Metaversums beleuchtet und sie absteigend bewertet, um auf diese Weise die Wachsamkeit der Benutzer für die Zukunft zu schärfen:
Risikobewertung: 5/5 Fehlinformationen: Seitdem hochkarätige Unternehmen (wie z.B. Facebook) im Metaversum mitmischen, sind die Plattformen auch offen für die Verbreitung von Fehlinformationen (bzw. Fake News). Wenn soziale Websites wie Facebook und Instagram bereits mit diesem Problem zu kämpfen haben, wie kann dies also im Metaversum geregelt werden, wenn die Plattform von den Schöpfern selbst betrieben wird?
Risikobewertung: 4/5 Fehlende Regulierung: Mangelnde Vorschriften können zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes oder Gerichtsverfahren über den Besitz an geistigem Eigentum (Vermögen) führen. Die meisten Regierungen dieser Welt haben ihre rechtliche Infrastruktur noch nicht soweit modernisiert, als dass sie mit dem zukünftigen Metaversum umgehen könnten. Es ist kein Geheimnis, dass zwischen der technologischen Innovation, die aufgrund von Konvergenz und Demokratisierung schneller voranschreitet als je zuvor, und der staatlichen Regulierung eine Kluft liegt, die dem Grand Canyon in nichts nachsteht.
Risikobewertung: 4/5 Mangelnder Schutz der Privatsphäre: Das Datenschürfen ist ein großes Problem, wenn es um so große Firmen wie Facebook geht. Mit Unternehmen wie diesen, welche die Fundamente für die Zukunft des Metaversums legen, könnte sich dies noch verstärken. Darüber hinaus basiert ein wesentlicher Teil des Metaversums auf dem Verkauf virtueller Güter, für deren Vermarktung Daten von Einzelpersonen gesammelt werden müssen. Da es diesbezüglich kaum staatliche Vorschriften gibt, droht das Metaversum den Trend des Schürfens von Daten für Nutzer noch weiter anzukurbeln.
Risikobewertung: 3/5 Betrugspotenzial: Die vollständig ungeregelte Umgebung des Metaversums ist zudem der perfekte Ort für Betrug, Geldwäsche, Ausbeutung von Kindern, Fehlinformationen und Cyberangriffe. Wirtschaftsbranchen, Experten, Regierungen und Regulierungsbehörden müssen zusammenarbeiten und gemeinsam für angemessene Nutzungsbedingungen, Datenschutzkontrollen und Sicherheitsmerkmale für die neue Technologie sorgen.
Risikobewertung: 3/5 Cyberkriminalität: Cyberkriminelle und Betrüger könnten das Metaversum verwanzen. Sie könnten die Avatare der Benutzer hacken, um sie zu steuern, sie als Geiseln zu nehmen oder Kopien zu erstellen zur Extraktion sensibler Daten. Was ist, wenn die KI verrückt spielt und in einem DEFCON-ähnlichen Szenario für Chaos sorgt? Da Facebook nicht in der Lage ist, stabile Integrität und das Vertrauen der Nutzer in seine bestehenden Plattformen zu gewährleisten, sind weitere Ausbeutungsszenarien im Metaversum zu befürchten. KI-gesteuerte Moderation von Content, Identitätsverifizierung, Nutzerauthentifizierung, dynamische Autorisierung und Transaktionsüberwachung werden unverzichtbare Faktoren für die Sicherheit der Nutzer auf der Plattform sein.
Risikobewertung: 3/5 Intelligente Verträge: Das vermehrte Abschließen intelligenter Verträge bietet die Möglichkeit des Einbettens von Programmcode, der für illegale Absichten verwendet werden kann. Wenn der Programmierer in seinem Fachgebiet kompetent ist, können intelligente Verträge sicher und zuverlässig aufgesetzt sein. Dennoch kann es durch Bugs, Fehler oder Übeltäter oft zu unliebsamen Ergebnissen kommen, die schwer zu korrigieren sind. Die Nutzer müssen selbst beurteilen, ob sie intelligente Verträge anstelle von regulären Skripten und herkömmlichen Verträgen benötigen.
Aubrey Turner von Ping Identity sagt dazu: „Das Metaversum hat das Potenzial einer Büchse der Pandora für illegale Aktivitäten, und wir kommen nicht umhin, uns auf eine unausweichliche digitale Zukunft vorbereiten, in der sich Verbraucher und Arbeitgeber im Nachhall der globalen Pandemie mit der Digitalität anfreunden. Die Unternehmen schwenken auf Digital-First-Erfahrungen um, und gleichwohl es viele Risiken gibt, wird das Einführen starker und sicherer Verfahren die Angriffsmöglichkeiten einschränken und zur Sicherheit unserer Kunden beitragen.“